Ratschläge von Mitarbeitern annehmen

Weiblich, 28 Jahre, Personalverantwortung für 30 Mitarbeiter, Bundeswehr

 

Theoretisches Wissen ersetzt keine praktische Erfahrung

 

Mit gerade 24 Jahren wurde mir das erste Mal Führungsverantwortung übertragen. Ich war plötzlich für mehr als 30 Personen verantwortlich, davon ebenfalls 4 Führungskräfte in der mittleren Führungsebene. Es handelte sich um ein Materiallager, welches zur Versorgung unterschiedlicher Standorte gedacht war. Ich kam gerade frisch von der Universität und hatte meine zusätzliche fachspezifische Ausbildung im Bereich Logistik und meine theoretische Führungsausbildung absolviert. Bereits im Voraus war mir jedoch bewusst, dass ich mit dem Fachwissen meines Personals noch nicht mithalten kann.

 

Kommunikation und Hintergrundwissen

 

Gleich zu Beginn habe ich mir die Zeit genommen und mich in alle Tätigkeitsfelder einweisen lassen. Ich bin zu dem Lagerhelfer gegangen und habe ihn gebeten mich in seinen Tagesablauf einzuweisen. Dabei habe ich beispielsweise einen halben Tag mit ein- und ausgelagert. Natürlich war das nicht meine Aufgabe, aber ich war der Überzeugung, nur so nachvollziehen zu können, was es ausmacht, Lagerhelfer zu sein, um schnellstmöglich in meine Rolle zu finden. Ich bin dabei ganz offen mit der Situation umgegangen, dass ich erst einen Überblick gewinnen muss und mir das Fachwissen aneignen möchte. Das kostete viel Zeit und Energie und viele Aufgaben konnten tagsüber nicht erledigt werden, sodass ich diese erst spät am Abend abarbeiten konnte, aber einen Bereich zu führen setzt voraus, ihn zu verstehen.

 

Beteiligung und Fragen stellen sind keine Schwäche

 

Bei komplexen Entscheidungen habe ich des Öfteren meine mir untergeordnete Führungsebene zu Rate gezogen. Sich beraten ist kein Zeichen von Schwäche, wichtig ist, dass man als Führungskraft trotzdem selbst die Entscheidungen trifft und dafür die Verantwortung trägt. Sich von erfahrenen Mitarbeitern eine Meinung einzuholen, kann in vielerlei Hinsicht hilfreich sein. Erstens wird der Lernprozess beschleunigt, ich habe mich so schnell in meinen Bereich eingefunden, zweitens führte es dazu, dass sich mein Personal wahrgenommen fühlte und auch merkte, dass mir ihre Meinung wichtig ist und dass ich Ihnen vertraue. Das hat zu einem guten Arbeitsverhältnis geführt, ich wusste, dass ich mich auf mein Personal verlassen konnte und andersrum wussten sie das auch.

 

Mein Tipp:

 

Scheut nicht davor, ab und zu Ratschläge von euren Mitarbeitern anzunehmen. Das wird einem nicht gleich als unzureichende Führungsfähigkeit ausgelegt, aber Führen heißt für mich nicht, dass ich Einzelkämpfer sein muss. Als Führungskraft ist es wichtig zu entscheiden, wann die Meinung meiner Mitarbeiter hilfreich ist und wann ich eine Herausforderung alleine lösen muss. Meine Aufgabe ist es, in meinem Verantwortungsbereich das bestmögliche Resultat zu erzielen und das ist im Sinne aller.